Der Kirchheimerhof
Der Kirchheimerhof

„Moggei“

oder: Wie unsere Anna zur Lebensretterin wurde  

„Moggei“

oder: Wie unsere Anna zur Lebensretterin wurde  

Die sanften Kuppen der Nockberge sind ein Genuss für alle Bergwanderer. Aber Vorsicht, auch sie haben ihre Tücken. Wie unsere Geschichte vom Moggei weiß, vom Kalb, das seinen ersten Tag nicht überlebt hätte, wäre da nicht unsere Anna. Aber langsam, im Einzelnen …  

Den Sommer verbringen unsere acht Kühe auf der Wolitzen Alm, zusammen mit achtzig weiteren Rindern der Bad Kleinkirchheimer Bauern. Ganz natürlich leben sie dort oben, und wenn eine Kuh trächtig ist, bringt sie ihr Kalb zur Welt, wie es die Kühe seit tausend und einer Nacht schon getan haben. 

Anna, die wusste, dass da „etwas unterwegs war“, machte sich eines Sommertages auf den Weg, um nachzusehen, wie weit es denn schon wäre mit der trächtigen Kuh. Zu spät … nein, gerade richtig. Es musste ein sechster Sinn gewesen sein, der sie auf die Alm geführt hatte. Das Kalb war bereits geboren, aber hatte das Licht der Welt an einer ungünstigen Stelle erblickt. War ins Rutschen gekommen, hatte mit seinen staksigen Beinchen keine Chance sich zu halten, und am Ende des steilen Abhangs bremste ein kleiner Bach die Sturzgeburt, im wahrsten Sinn des Wortes. Die Mutterkuh konnte ihr Kalb aufgrund des Abhanges nicht retten. 

In diesen bangen Stunden trat Anna auf den Plan. Entdeckte das hilflose Kalb, schaffte es auch, es aus seiner misslichen Lage zu befreien. Aber die Versuche, Kalb und mütterliches Euter in eine nahrhafte Verbindung zu bringen, scheiterten. Kalb und Kuh waren durch den Unfall offenbar so irritiert, dass die natürlichsten Dinge der Welt aus dem Gleis geraten waren. 

Handy sei Dank alarmierte Anna Bruder Moritz und Vater Gerald. Bruderherz trug das Neugeborene auf seinen Schultern über die Alm zum Auto. Anna gab es zu den Ziegen und Schafen im Stall und zog das kleine Kalb mit dem Fläschchen auf. Sechs Mal am Tag; zuerst mit spezieller Birst-Milch, die der Erstlingsmilch für Kälber entspricht, dann mit Trockenmilch, mit Vitaminen angereichert. Der Tierarzt kam zu Hilfe; die Zeit im kalten Bach hatte eine Lungenentzündung zur Folge gehabt. Zwei Monate später war Moggei, das Findelkind, ein prächtiges Kälbchen, folgte seiner „Mutter“ auf Schritt und Tritt – Konrad Lorenz hat ja viel geschrieben über den prägenden ersten Kontakt im neugeborenen Leben. 

Der Kirchheimerhof
Der Kirchheimerhof

Moggei kommt gelaufen wenn Anna ruft, hat inzwischen begonnen Heu zu fressen, braucht immer noch Milch, spielt mit Ziegen und Schafen, die es wohl für seine Geschwister hält und bald wird das Kalb wieder mit seiner Herde zusammengeführt. 

Moggei – eigentlich nicht zu übersetzen. Anna und Moritz haben den Namen im Pinzgau aufgeschnappt, während ihrer Zeit an der Tourismusschule in Bramberg. Dort nannten die Leute einen umtriebigen jungen Burschen, der viel unterwegs war, einen Moggei. Vielleicht trifft das Wort “Schlawiner“ ein wenig den Charakter eines Moggei. 

Unser Moggei am Kirchheimerhof gedeiht jedenfalls prächtig, Kinder und Erwachsene finden das Kälbchen „urlieb“, erst recht, wenn sie von seiner Geschichte hören. Und wenn es noch einer Erklärung bedürfte, was zum Beispiel ein Tausendundeinsassa wäre – Moggei ist ein gelungenes Beispiel!